Am 03.02.2025 kam der Rechtsexperte der ARD, Herr Dr. Frank Bräutigam in die Aula des Lessing-Gymnasiums. Den Bericht von Maja Kovacevic lesen Sie im Folgenden.
„Live aus Karlsruhe - ein Blick hinter die Kulissen der ARD-Rechtsredaktion“ - so lautete der Titel der „Aula Lessing“ Veranstaltung am vergangenen Montag (03.02.2025). Zu Gast war der ARD-Rechtsexperte und Leiter der ARD-Rechtsredaktion Dr. Frank Bräutigam.
Der Abend mit ihm bestand aus zwei Teilen und wurde durch musikalische Einlagen der Schulband begleitet. In der ersten Hälfte des Abends beantwortete Herr Bräutigam mit viel Enthusiasmus die Fragen der Schülerinnen und Schüler aus dem Gemeinschaftskunde-Leistungskurs der Klasse 12 und später auch noch Fragen aus dem Publikum.
Moderiert wurde der Abend von Sarah, Maja, David und Clemens (J12):
Besonders aufgefallen ist Herr Bräutigam an diesem Abend mit seiner Sachlichkeit. Jede Frage, auch die hoch politischen Fragen, ging er mit einer präzisen Objektivität an. Gleichzeitig beantworte er die Fragen so, dass sie für alle verständlich waren. Ein Tagesschaubeitrag hat eine ungefähre Länge von 1min30, erklärte Herr Bräutigam. Man könnte schon fast sagen, dass er jedes Thema in dieser kurzen Zeit auf den Punkt gebracht hat.
Trotzdem war der Abend überhaupt nicht trocken, sondern sehr spannend anzuhören. Durch seine sympathische Art herrschte den ganzen Abend über eine angenehme Stimmung, sowohl auf der Bühne, als auch im Publikum. Herr Bräutigam ist eine bekannte Persönlichkeit in Deutschland. Dennoch führte er mit uns ein Gespräch auf Augenhöhe, was ebenfalls zu der angenehmen Atmosphäre beitrug.
Die aufgeworfenen Themen deckten, aus ganz verschiedenen Blickwinkeln, Fragen rund um unsere Verfassung ab. Wie zum Beispiel bedeutende Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts, die Absicherung unseres höchsten deutschen Gerichts im Grundgesetz, Parteiverbotsverfahren oder auch unsere Verfassung im internationalen Vergleich. Des Weiteren wurden die Erfahrungen von Herrn Bräutigam beim Strafprozess um die rechtsradikale Vereinigung NSU, die Auswirkungen von KI auf den Journalismus, der Umgang mit erstarkenden rechtsextremen Strukturen und die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Zeitalter der neuen Medien zum Thema.
Zu Beginn der Veranstaltung erklärte Frank Bräutigam, dass der Journalismus ihn schon immer interessiert hatte. Während dem Studium arbeitete er beispielsweise für die „Badische Zeitung“. Er schätze sich glücklich, dass er Recht und Journalismus in seinem Job vereinen könne.
Ein großes Thema an diesem Abend waren die sozialen Medien und deren Einfluss auf die Arbeit der ARD. Einerseits stand im Fokus, welche Auswirkungen die sozialen Medien auf den politischen Prozess und den Journalismus haben. Anderseits ging es auch darum, inwiefern die Tagesschau sich „neuer Medien“ bedient. Herr Bräutigam erklärte, dass die Tagesschau sehr aktiv auf Instagram und TikTok sei. Trotzdem betonte er, dass nach wie vor immer noch 10 Millionen Menschen jeden Abend Tagesschau schauen würden. Die „alten Medien“ seien also noch immer gefragt.
Auf die Frage, wie die Balance zwischen Berichterstattung und Kommentar sei, antwortete er sehr differenziert. Herr Bräutigam betonte, dass es immer deutlich gekennzeichnet wird, wenn eine Meinung geäußert wird. Durch den ganzen Abend zog sich die goldene Grundregel des Journalismus, nämlich die Trennung von Meinung und Nachricht.
Ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das Herrn Bräutigam besonders spannend fand, war das Urteil zur Änderung des Nachtragshaushalts der Bundesregierung im Jahr 2023. Damals hatte die Bundesregierung 60 Milliarden Euro Sondervermögen, die eigentlich für den Kampf gegen Corona gedacht waren, aber nicht gebraucht wurden, für den Klima- und Transformationsfond im Haushalt eingeplant. Herr Bräutigam erklärte, dass es dann einfach ein Loch von 60 Milliarden Euro im Bundeshaushalt gegeben habe. Niemand hätte wirklich damit gerechnet gehabt.
Herr Bräutigam betonte die Wichtigkeit der Absicherung des BVerfG im Grundgesetz. Nach dem „Ampel-Aus“ war die Debatte in den Hintergrund geraten und es kam die Sorge auf, extreme Parteien könnten nach den Neuwahlen Änderungen im Grundgesetz durch eine Sperrminorität blockieren. Zum Glück hat eine breite Mehrheit im Bundestag noch vor den Neuwahlen für die Absicherung des Bundesverfassungsgerichts gestimmt. Dieses Gesetz wurde auf Drängen vieler Experten, Herr Bräutigam inbegriffen, vom Bundestag verabschiedet.
Nach der Pause nahm Herr Bräutigam die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in den Entstehungsvorgang eines Tagesschaubeitrags in der Rechtsredaktion. Das Publikum durfte also einen Blick hinter die Kulissen werfen. Gemeinsam mit dem Publikum erarbeitete Herr Bräutigam die Bausteine eines Tagesschaubeitrags. Dies kam besonders gut an. Er zeigte dem Publikum, dass ein Tagesschaubeitrag meist mit einem Interview der Betroffenen beginnt und mit einer zusammenfassenden Erklärung und juristischen Einordnung endet. Dazwischen wird der Fall mit Bildern unterlegt und näher erläutert.
Insgesamt wurde uns allen deutlich, dass sehr viel Arbeit hinter so einem Beitrag steckt und dieser nicht erst am selben Abend entsteht. Damit der Beitrag auch facettenreich und interessant ist, werden beispielsweise die Kläger eines Falls befragt oder auch Gegenkläger interviewt. Das braucht Zeit.
Der Abend war insgesamt ein voller Erfolg. Mit circa 150 Zuschauerinnen und Zuschauern war die Aula des Lessing Gymnasiums gut gefüllt. Nach der Veranstaltung kam sehr viel positives Feedback aus den Zuschauerreihen.
Daher vielen Dank an Herrn Dr. Bräutigam für die gelungene Veranstaltung.
Ein großes Dankeschön geht an Frau Kieninger, die den Abend ins Rollen gebracht hat.
Vielen Dank auch an Frau Seitz, den Gemeinschaftskunde Leistungskurs und Herr Hodapp, Herr Kubacki, die Schulband, die Technik AG und den Förderverein.