Mit großer Freude kann das Lessing-Gymnasium eine besondere Auszeichnung für einen ehemaligen Lehrer verkünden. Den Bericht von Herrn Leutner, ebenfalls ehemaliger Lehrer unserer Schule, finden Sie im Folgenden.
Dr. Joachim Draheim erhielt am 5. Mai 2021 - überreicht von Staatssekretärin Katrin Schütz aus dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg - im Karlsruher Palais Solms das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“. Diese höchste Anerkennung der Bundesrepublik Deutschland wird seit 1951 Frauen und Männer verliehen, die sich in herausragender Weise auf politischen, kulturellen, geistigen und ehrenamtlichen Gebieten im Sinne des Gemeinwohls eingesetzt haben. Joachim Draheim wurde diese Auszeichnung für seine vielfältigen Verdienste um die Musik zugesprochen.
In diesem Zusammenhang wurde ausdrücklich auch sein Engagement am Lessing-Gymnasium gewürdigt, das sich in seinem eigentlichen Kernfach Latein genauso zeigte wie auf dem immer wieder und unermüdlich gesuchten Feld der musikalischen Bildung. Gerade hier bereicherte er, oft in Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen der Fachschaft Musik, das schulische Leben von 1978 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2017 auf sehr ungewöhnliche Weise. Über viele Jahre entstand ein Kaleidoskop aus Tönen und Klängen, das man sich bunter und variantenreicher kaum vorstellen könnte. Die gefundenen Formen ergänzten und entwickelten sich stetig wie wechselseitig. So begründeten Sommerkonzerte zum Abschluss eines Schuljahres eine lange gepflegte Tradition, nach der Peter Tschaikowsky und Giuseppe Verdi, aber auch Bob Dylan oder die Beatles in die Ferien begleiteten. Besondere Ereignisse wie das 300-jährige Stadtjubiläum 2015 oder die Feiern zu „125 Jahre erstes deutsches Mädchengymnasium“ im Jahre 2018 boten Rahmen, die mit konzertanten Beiträgen aller Art reichhaltig gefüllt wurden. Gleichzeitig wurden immer wieder thematische Klangräume geschaffen – wie 2016 zum 400. Todesjahr des großen englischen Dichters ein Abend unter dem Motto „Shakespeare in music“ mit durch ihn beeinflussten Werken von Joseph Haydn bis Francis Poulenc.
Stets aufs Neue scharte Joachim Draheim jeweils aktuelle und ehemalige Schülerinnen und Schüler um den Flügel des Lessing-Gymnasiums, um höchst abwechslungsreiche Spaziergänge durch die Musikgeschichte zu unternehmen. Begleitet wurden die jugendlichen Ensembles oftmals von professionellen Musikerinnen und Musikern, die der Initiator solcher bereichernden Begegnungen in die Karlsruher Weststadt gerufen hatte. Wahrscheinlich gab es dabei in all den Jahren, die er sich der Stimme der Musik verschrieben hatte, aber kaum eine Aufführung ohne Robert Schumann, dem das außerschulische Forschungsinteresse Draheims vor allem galt. Dessen nachhallender Geist wurde herbeigerufen und aufgefächert. Gleichermaßen stand mitunter umstandslos daneben jedoch auch Anekdotisches aus unterschiedlichsten Epochen, dessen Erzählung er zum Genuss des Publikums außerordentlich beherrschte – so dass man fast glauben konnte, eben einem Johannes Brahms oder Felix Mottl in der badischen Residenzstadt begegnet zu sein, bevor man bei einer Reise in die Hauptstadt vor dem Haus der Comedian Harmonists stand und nach oben blickte, um auf dem Fenstersims den ‚kleinen grünen Kaktus‘ zu sehen und – natürlich – zu hören. Die Anschaulichkeit der Schilderungen bereitete höchst lebendige Stunden, die sicherlich vielen in Erinnerung bleiben.
Herzlichen Glückwunsch!