An zwei Abenden im Februar präsentierte die Theater AG der Unter- und Mittelstufe ihr neues Stück Hexenfieber nach Werner Schulte. Lesen Sie im Folgenden den Bericht von Herrn Leutner.
In den ersten Jahren nach 1990 überzog eine Welle bis dahin ungekannter rassistischer Gewalt die Bundesrepublik Deutschland. In eben jener Zeit entstand „Hexenfieber“, ein Theaterstück, das mit Verweisen auf Exzesse in der Geschichte ein eindrucksvolles Plädoyer für Toleranz gegenüber allem und allen Fremden auf die Bühne brachte. Die Erstinszenierung von 1993 fand in einer Berliner Schule statt – die Inszenierung vom 07. und 09. Februar 2017 am Lessing-Gymnasium Karlsruhe. Damals waren die Hauptakteure Kinder, Jugendliche und Pädagogen – so auch dieses Mal.
Unter der Spielleitung von Andrea Hummel und Isabel Bähr begaben sich über zwanzig junge schauspielende Akteure in das von Barbara Hold phantasievoll gestaltete Bühnenbild, unterstützt von einer Schülergruppe, die sich gekonnt um die für jede Aufführung wichtige Technik kümmerte, um ihre Interpretation der beschriebenen Vorlage zu gestalten. Dort treten zwei in einem Dorf neu Hinzugezogene auf, Tante und Nichte, die etwas anders leben und denken als die übrigen Dorfbewohner und so bald verdächtigt werden, mit dunklen Mächten im Bunde zu stehen. Es beginnt ein Kampf, eine Auseinandersetzung zwischen Engstirnigkeit und Offenheit, zwischen Boshaftigkeit und Zugewandtheit. Und so eröffnet sich das Feld für ein Spiel, das die Aula der Schule mit fulminanten Leben erfüllte, um von der Spiellust, dem Feuer und Engagement der jungen Schauspieler in alle möglichen Verwicklungen der dargebotenen Handlung getragen zu werden. Die theatralische Sprache von Dialog, Gestik und Mimik geriet zu einem Fest für die Sinne auf unterschiedlichsten Ebenen. Damit glückte eine Darbietung, die das Publikum begeisterte und gleichzeitig unmissverständlich den Bezug zu aktuellen Parallelen der politischen Lage nicht nur in Deutschland offenbarte. Den eigentlichen Sieg aber trug die Kunst in Gestalt des Theaters davon – mit der ihr innewohnenden hier jugendlichen Kraft zauberte sie eine eigene Wahrheit auf die Bühne, indem die Niederungen menschlichen Verhaltens von ihr vertrieben wurden.
Der lang anhaltende Schlussapplaus im an beiden Abenden dicht gefüllten Musiksaal des Lessing-Gymnasiums war ehrlich und belohnte eine außerordentliche Leistung, die neben dem schulischen Alltag entstanden war.