Im Westen nichts Neues: Premiere des Klassenzimmerstücks des Badischen Staatstheaters bei uns am Lessing-Gymnasium am 09.05.2014

Der junge Soldat kommt schüchtern herein und begrüsst uns alle sogleich mit Handschlag: „Guten Tag, Bäumer!“ Die Schülerinnen und Schüler des Theaterabonnements lernen an diesem Premierennachmittag Paul Bäumer mitten im Kriegsgeschehen kennen - einen Jungen, der Teil ihrer eigenen Schulklasse sein könnte. Er schildert ihnen, wie Hunger und Angst sein Leben an der Front bestimmen. Gasmasken werden penibel gezeigt und erläutert und fürsorglich hat Paul auch mehrere Exemplare für unsere Schülerinnen und Schüler mitgebracht, falls es einen plötzlichen Gasangriff geben sollte. Als plötzlich Bomben fallen, rettet sich Paul in einen sogenannten Trichter, in unserem Fall unter einen Tisch.

Als er 17 Tage auf Heimaturlaub ist, kann er den Kontrast zur heilen Welt kaum verkraften. „Krieg ist eine Todesursache wie Grippe oder Masern“, so beschreibt Paul Bäumer seine Kriegsroutine, die ihn furchtbar verändert hat. Und dennoch versucht er während dieses sorglosen Heimataufenthaltes ein bisschen Normalität zu spielen. Erst als er seine Mutter wieder verlassen muss, um an die Front zurückzukehren, bricht ihm fast die Stimme vor unsagbarem Entsetzen.

Aber dort an der Front, im Kriegsalltag, werden seine Kameraden weniger: einen Splitter in den Kopf, eine Leuchtrakete in den Bauch oder „ganz normale“ Kriegsverletzungen. Plötzlich sind von 20 ehemaligen Mitschülern nur noch 12 am Leben. Auch Paul stirbt: „an einem Tag, der so ruhig und so still war, dass der Heeresbericht sich auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden.“ Diese lapidare Bilanz eines vier Jahre dauernden Krieges lässt uns alle betroffen zurück.

Wie die Inszenierung des Jungen Staatstheaters die Romanadaption von Erich Maria Remarques Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ auf die Klassenzimmer-Bühne bringt, ist sehr eindrücklich. Die Wandlungsfähigkeit und unglaubliche Präsenz der energiegeladenen Schauspielerin Katharina Breier sowie ihre fast atemlosen Wechsel in Spiel und Sprache zogen SchülerInnen und Lehrerinnen gleichermaßen in den Bann. Wie es ihr gelang, das vier Jahre währende Kriegsgeschehen den Schülern in Ausschnitten so nahe zu bringen, war ein großes Stück lebendige Schauspielkunst. Um so schöner war es, die Schauspielerin hinter der Rolle während der anschließenden Premierenfeier bei uns im Klassenzimmer ganz gelöst erleben zu dürfen.